Vitoscha-Gebirge - Dragalevzi-Kloster
Südlich von Sofia erhebt sich das Vitoschagebirge, in dem wir den heutigen Tag verbringen. Wir besuchen die Kirche von Bojana, die in einer wunderschönen, alten Parkanlage mit großen Mammutbäumen liegt. Der Grundstein dieser Kirche wurde im 10. Jh. gelegt. Ihre weltweite Bekanntheit verdankt sie ihren Fresken. An den Wänden finden sich Darstellungen von 240 Menschen in 89 verschiedenen Szenen. Ruth liest uns den Zeitungsartikel "Ein irdisches Himmelreich" vor. Der Artikel berichtet über die Restaurierung der Fresken durch zwei bulgarische Künstlerinnen. So eingestimmt, wollen wir die Kirche stürmen, müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass zum Schutz der Fresken immer nur kleine Gruppen Einlass finden. Wir beschließen, die Wartezeit auf uns zu nehmen und stellen fest, das hat sich mehr als gelohnt. Erst gegen Mittag erfolgt der geistliche Pilgereinstieg unter einem alten Mammutbaum. Von den Pilgeretappen in Serbien und Rumänien waren wir flache Weg gewohnt. Heute geht es gleich eine Stunde lang gewaltig bergauf, und dies hat einige von uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Am Bojanateich machen wir unser gewohntes Picknick, und anschließend geht es nur noch abwärts durch schattige Buchenwälder und Geröllfelder. Am Dragalevzi-Kloster, das aus dem 14. Jh. stammt und noch heute von Nonnen bewohnt wird, holt uns der Bus wieder ab. Mit einiger Verspätung erreichen wir das Hospiz in Sofia. Dieses Hospiz wurde vor 20 Jahren von Zoyas verstorbener Mutter, die "Mutter Teresa von Sofia" genannt wird, gegründet. Zur Zeit leben hier zehn Personen, die bis zu ihrem Tod von einer ausgebildeten Altenpflegerin und Ehrenamtlichen betreut werden. Finanziert wird das Hospiz von Mitgliedsbeiträgen, vor allem aber von Sponsoren, z. T. von Bulgaren, die im Ausland leben. Im Hof des Anwesens hält der evangelische Pfarrer Martin Zamel mit seinem Freund, dem orthodoxen Priester Stefan Baschof, eine Andacht. Der Reisesegen wird uns vom Popen in einem orthodoxen Ritus erteilt. Im Seniorenclub, den wir anschließend besuchen, werden wir herzlich von Surpi und Zoya willkommen geheißen. Der Club ist organisatorisch mit dem Hospiz eng verbunden. Er besteht seit 10 Jahren und wurde ebenfalls von Zoyas Mutter gegründet. Ältere Menschen unterschiedlichster Interessen können sich hier während der Woche treffen. Hundert Personen besuchen zur Zeit den Club, und für viele ist er zur zweiten Familie oder zum Familienersatz geworden. Angeboten werden u.a. Vorträge zu verschiedenen Themen, Wanderungen, Bibelstunden und Englischunterricht, den Surpi erteilt. Nach einem ereignisreichen und informativen Tag genießen wir unser Abendessen im Hotel. Danach liest Carola aus dem Reisebericht der Egeria - passend zu unserem heutigen Aufstieg - die Textstelle vor, in der Egeria beschreibt, wie sie den Sinai bestiegen hat.
Heidelore
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