Palästina / Reisetagebuch
Donnerstag, 27. 09. 2018

Jericho - Wadi Qelt

Unseren ersten Pilgertag begannen um 7.30 Uhr mit einer guten leiblichen Stärkung. Sogleich nach dem Frühstück lernten wir unseren Reiseleiter Anwar und unsere Begleiterin Noor kennen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde besprachen wir den Plan für den Tag.  Bevor wir mit dem Bus in die Judäische Wüste aufbrachen, kauften wir die Picknickzutaten für die Mittagsrast. Unseren Weg  durch das Wadi Qelt zum griechisch-orthodoxen St. Georgskloster beginnen wir mit dem Gesang: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden!" in Stille. Zum Glück hatte uns der Bus oberhalb des Klosters abgesetzt, so dass wir nur runter gehen mussten, aber der Weg war z. T. sehr steinig und auch steil. Dann führte er an einem alten Aquädukt entlang.

Abstieg ins Wadi Qelt

Etwas Stress hatten wir, da Anwar sagte, wir müssten bis um 12.00 Uhr das Kloster erreichen, da wir sonst schließt. Die Sonne knallte ziemlich auf den Weg, es gab nirgends Schatten. Nur einmal fanden sich Bäume für eine kurze erste Pause. Dort war auch eine Quelle zu entdecken, die ganz leicht Rinnsale bildete, so dass sofort grünes Gras für die Ziegen spross, die dort prompt grasten. Es begegneten uns junge Männer auf Eseln mit einem Rudel Hunde - sicher auf dem Weg zu ihren Herden.  Bei der nächsten Pause im Schatten einer Felswand überraschte uns Margit mit Pflaumen aus Berlin...

Der finale Abstieg zum Kloster führte dann am Ende über 200 Stufen steil in Serpentinen nach unten. Aber, wir schafften es, wenn auch mit Mühe, und waren 5 vor 12 vor der Pforte. Auf unser Klopfen bekamen wir jedoch keinen Einlass. Der Pförtnermönch stellte fest, dass wir keinen orthodoxen Priester dabeihätten und auch keine Genehmigung vom Patriarchen. Alle Erklärungsversuche Carolas, dass wir Pilgerinnen seien und vorab sogar ein Treffen mit Patriarchen von Konstantinopel,  dem Oberhaupt der Griechisch Orthodoxen Kirche hatten, führten zu keinem Erfolg. So beschlossen wir nach einer halben Stunde Wartezeit, ohne dass etwas geschah, unsere Andacht vor den videoüberwachten Toren des Klosters zu halten. Margit brachte uns am historischen Ort die Geschichte vom barmherzigen Samariter nochmals ins Gedächtnis und stellte die Frage, wer wir in der Geschichte sein können. Da ahnten wir noch nicht, dass diese Geschichte ganz lebendig werden würde...

Trotz der Ablehnung der Mönche und ohne uns das Innere des Klosters angesehen zu haben, gingen wir gestärkt von dannen und suchten uns einen Picknickplatz an der Stelle, an der die Eselführer warteten und uns anboten, uns nach oben zu transportieren, was wir dankend ablehnten. So machten sie Feierabend und verschwanden mit ihren Tieren. Wir stärkten uns beim Picknick und machten unsere Siesta, aus der uns Ilona mit dem Spiel auf ihrer Flöte zurückholte. Als wir aufbrechen wollten, hatte Carola jedoch einen Schwächeanfall und war kurz ohnmächtig. Es war klar, dass sie nicht den Aufstieg schaffen würde. So ging Babett die paar Meter zum Kloster zurück, um Hilfe zu holen. Auch massives Klopfen führte zu keiner Öffnung oder Kommunikation geschweige denn Hilfe. Wie durch ein Wunder kam ein Eselreiter auf dem gegenüberliegenden Weg im Tal entlang, den Anwar heranrief und der dann mit seinem Esel Carola den steilen Weg zum Busparkplatz hinaufbrachten. Zum Glück ging es Carola besser. Oben erwartete uns frisch gepresster Granatapfelsaft, den die Händler anboten. Wir hätten nie gedacht, dass auch heute noch diese biblische Geschichte vom barmherzigen Samariter so ähnlich geschehen kann:  Wir hatten die Ignoranz der „Heiligen Männer" und das Wirken des „Samariters", der zur rechten Zeit am rechten Ort war, erlebt!

Aufstieg aus dem Wadi Qelt

Wir entschieden uns, nach dieser Aufregung und der vorgerückten Uhrzeit mit dem Bus nach Jericho zurück zu fahren und auszuruhen, da die Hitze doch extrem war und wir ja am nächsten Tag auch noch laufen wollten. Die Pause bekam uns allen sehr gut unter der Dusche bzw. im Swimmingpool des Hotels, so dass wir um 18.30 Uhr als erste Gruppe beim Dinner erschienen, das sehr lecker und ausreichend war. Zum Glück hatte Carola sich wieder erholt und war optimistisch bezüglich der nächsten Etappe. Nach einer Abschlussrunde in der Hotellobby, bei der wir noch ein muslimisches Lied lernten, fielen wir in die Betten.

Beate

 

 

 

 

 

 
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