 Larnaka - Salzsee
Nur wenige Meter trennen uns vom erfrischenden Meer, aber wir Pilgerinnen schlagen die entgegengesetzte Richtung ein und erreichen schon nach kurzer Zeit den ausgetrockneten Salzsee, den wir heute umrunden wollen. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie schön er im Winter sein muss, wenn sich im See das Regenwasser sammelt und Flamingos und andere Vögel hier Station machen. Jetzt ist er eine schmutzig-weiße Fläche mit einer Salzkruste darauf. Nach dem Einstieg, den Angela hält, setzen wir uns schweigend in Bewegung. Unser erstes Ziel, die Moschee „Hala Sultan Tekke", die am gegenüberliegenden Ufer liegt, haben wir immer vor Augen. Bis zur Teilung der Insel zählte die Moschee neben Mekka, Medina und der Al Aksa Moschee von Jerusalem zu den wichtigsten Pilgerzielen der islamischen Welt. In der Moschee befindet sich der Grabschrein der Hala Sultan (türkisch), der „hochgeachteten Mutter" oder im Arabischen der „Umm Haram". Sie soll eine Tante von Mohammeds Vertrautem Anas Ibn Malik gewesen sein. Sie begleitete ihren Mann im Jahre 647 n. Chr. auf dem Eroberungsfeldzug nach Zypern. An der Stelle, wo heute die Moschee steht, soll sie nach einem Sturz vom Reittier gestorben sein. Im Hof dieser Moschee halten wir eine Andacht in Form eines Friedensgebetes für die Menschen in den derzeitigen Krisengebieten, von denen einige uns auch entfernungsmäßig sehr nahe sind. Angela singt mit uns das Lied „Behüte uns Gott" und Carola gedenkt der verfolgten Menschen in den Ländern, die auf unserer geplanten Pilgerstrecke liegen, nämlich Syrien und Libanon. Wir können der Gefahr in diesen Ländern ausweichen, diese Menschen nicht. Das Friedensgebet gilt den Verfolgten in diesen Ländern, schließt aber auch die Pilgerinnen ein, die dieses Jahr nicht mit dabei sein können. Anschließend liest Carola einen Brief vor, den Evangelische Kirchen aus Syrien und dem Libanon verfasst haben; einen Aufruf zur Unterstützung in ihrer Not. Über die Fürbitten hinaus stellt sich für uns die Frage, was können wir für diese Menschen tun? Diese Frage nehmen wir auf unserem weiteren Pilgerweg mit. Unser Weg führt uns zum türkischen Äquadukt, in dessen Schatten wir unsere Mittagsrast halten. Es nützt nichts, es geht weiter, auch bei Temperaturen von über 30° C! Wenn ich an unsere Andacht denke, muss ich mich fragen, was mein Gestöhne soll? Ich bin freiwillig hier und die Hitze ist meine einzige Sorge. Wie glücklich kann ich mich schätzen! Kurz vor unserem Etappenziel liegt versteckt die kleine Kapelle Agios Charalampos, die früher zu einer Leprastation, die erst Anfang des 20. Jh. aufgelöst wurde, gehörte. Wir treffen eine alte Dame, die dort mit ihrem Hund spazieren geht und früher hier gearbeitet hat. Sie erzählt uns die Geschichte dieses Ortes. Wir sind so rechtzeitig im Hotel, dass wir uns noch in die Fluten des Meeres stürzen können.
Heidelore

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